Parvo-Virus tötet Hundewelpen: Tierheim-Chefin in Burgdorf fordert härtere Strafen für illegalen Tierhandel
29. März 2023
Parvo-Virus tötet Hundewelpen: Tierheim-Chefin in Burgdorf fordert härtere Strafen für illegalen Tierhandel
Illegaler Tierhandel aus dem Ausland, fehlender Impfschutz, zu wenige Informationen: Immer öfter landen Hundewelpen, die sich mit dem gefährlichen Parvo-Virus – auch bekannt als Hundeseuche –infiziert haben, im Tierheim Burgdorf. Akut hat die Einrichtung fünf Tiere in Kliniken bringen müssen, zwei starben. Die Leiterin fordert jetzt härtere Strafen für Händler und Kundschaft.
28.03.2023, 18:35 Uhr
Burgdorf. Das Schicksal von fünf sehr jungen Mischlingswelpen, abgegeben in einer Einkaufsklappbox, beschäftigt seit einer Woche die Mitarbeiter des Tierheims an der Friederikenstraße. Die Hunde hatten sich mit dem Parvo-Virus infiziert, drei von ihnen liegen immer noch schwer erkrankt in der Tierärztlichen Hochschule (TiHo), zwei verstarben aufgrund des schweren Krankheitsverlaufs. „Dabei gibt es eine Impfung, die die Infektion verhindert“, sagt Diandra Boczek, Leiterin des Tierheims. Sie und ihr Team vermuten daher, dass die Welpen aus einem illegalen Tiertransport aus dem Ausland stammen.
Deshalb können sie das bisherige Leben der Kleinen nicht rekonstruieren. Nur so viel wissen die Beschäftigten: Am vergangenen Mittwoch brachten zwei Frauen aus Langenhagen die stark geschwächten Tiere in einer Einkaufsbox und gaben an, sie hätten die Kiste auf dem Friedhof an der Uetzer Straße gefunden – mit einer Decke verborgen. Bei den Tierheim-Mitarbeiterinnen schrillten sofort die Alarmglocken, sie zogen sich nach Rücksprache mit Boczek sofort Schutzkleidung an. Denn das Parvo-Virus ist zwar für Menschen nicht gefährlich, aber hoch ansteckend für andere Hunde, Katzen und Wildtiere.
Illegaler Handel mit Hundewelpen boomt seit der Corona-Pandemie
„Es dauerte auch nur einen Moment, dann setzten Durchfall und Erbrechen ein“, sagt Boczek. Ein Schnelltest bestätigte den Parvovirus-Verdacht, dann begann die Suche nach einer geeigneten Tierklinik. „Wegen der Ansteckungsgefahr können die Tiere nicht in einer Praxis behandelt werden, zudem benötigen sie bei diesem schweren Verlauf neben starken Medikamenten auch Plasma“, sagt sie. In den Tierkliniken aber gibt es kaum noch freie Kapazitäten, weil seit der Corona-Pandemie der illegale Handel mit Welpen aus dem Ausland boomt – inklusive fehlender Impfungen gegen das Parvovirus und Tollwut.
Nach mehr als einer Stunde fanden sich Plätze in der TiHo und in einer Einrichtung in Sarstedt, inzwischen sind alle drei der bislang überlebenden Welpen in Hannover. Ob sie die Infektion überstehen, ob das Virus auch andere Organe schädigt – all das können die Fachleute bislang nicht sagen. „Die Überlebenschance liegt deutlich unter 50 Prozent“, sagt Boczek und fügt hinzu, pro Tier und Tag koste die Behandlung zwischen 300 und 500 Euro. Aktuell trägt das Veterinäramt der Region Hannover die Kosten, aber demnächst muss das Tierheim übernehmen. Deshalb haben die Beschäftigten einen Spendenaufruf gestartet, um das Geld aufbringen zu können.
Burgdorfer Tierheim-Chefin fordert härtere Gesetze
Boczek empört vor allem, dass die Politik zu wenig auf die illegalen Tiertransporte reagiert. „In den zehn Jahren vor Corona hatten wir keinen Parvovirus-Fall, jetzt mindestens einen pro Jahr.“ Wenn die Tiere – wie dieses Mal – im Tierheim ankommen, dann kann eine Infektion in freier Wildbahn verhindert werden. Werden sie aber ausgesetzt und koten in die Landschaft, dann kann sich das Virus schnell verbreiten. „Diese Gefahr sehen die vermeintlichen Tierfreunde aber nicht“, sagt die Tierheim-Chefin. Sie fordert deshalb strengere Gesetze und härtere Strafen für die Händler und ihre Kundschaft.
Bei den fünf Welpen erstattet das Veterinäramt bei der Polizei eine Strafanzeige, um Hinweise auf diejenigen zu erhalten, die die Tiere ins Land geholt und auf diejenigen, die die Welpen ausgesetzt haben. „Wer ausgesetzte Hunde oder Katzen entdeckt, sollte sie nicht mitnehmen, sondern sofort die Polizei, die Feuerwehr und uns alarmieren“, sagt Boczek. So könnte die Situation mit Fotos dokumentiert werden, und es könnten Ermittlungen aufgenommen werden. Denn letztlich reichten geringste Mengen an Kot, um das Virus zu übertragen.
Ausgesetzte Tiere: Notruf absetzen
Wer einen Hund über das Internet oder gezielt im Ausland kauft und dann Symptome bemerkt, sollte sehr schnell eine Tierklinik anrufen und mit offenen Karten spielen, wie die Tierheim-Leiterin sagt. „Dann können die Betroffenen direkt in den Seuchenbereich gehen, ohne andere zu gefährden.“ Ein Besuch beim örtlichen Tierarzt gehe gar nicht, weil dort die entsprechenden Medikamente fehlten – und eben die Infektionsgefahr für die anderen Tiere bestehe. Viel wichtiger aber sei, den illegalen Handel nicht zu unterstützen, sondern bei einem seriösen Züchter nach einem geeigneten Tier zu suchen.